Bahamas: Great Inagua Is. - Long Is. - Great Exuma - New Providence

Die Strecke zur Dominikanischen Republik zieht sich in die Länge, der Wind ist weniger stark als voraus gesagt. Doch endlich, Land in Sicht! Die neue Umgebung sieht wunderschön aus und beim Ankern locken Salsarhythmen ans Land. Wir hadern: Der Wind sollte in den kommenden drei Tagen wieder stärker sein, danach fällt er mindestens eine Woche völlig zusammen. Eine ganze Woche hier bleiben? Dann würde unser Zeitplan völlig ins Wanken geraten. Wir entscheiden uns dafür, nicht einzuklarieren und das gute Windfenster zu nutzen, um die anfallenden drei Nächte zur südlichsten Bahamas-Insel Inagua zu selgen. Der Zeitplan ist damit gesichert, dafür dürfen wir das Land nicht betreten. Wir versuchen, das Beste daraus zu machen, schlafen eine Nacht durch, um fit aufbrechen zu können und verlegen am nächsten Morgen neben die "Akihi", die wir längst treffen wollten. So können wir immerhin vom Einrumpfboot auf den Katamaran wechseln, was doch bewegungstechnisch ein bisschen Abwechslung bringt. Ausserdem verbringen wir schöne Stunden mit Achim und Finn, die Nassau zur selben Zeit anlaufen wollen. Beste Voraussetzungen für eine gemeinsame Segelzeit!

 

Tags darauf legen wir gegen Abend los. Der Wind bläst - sogar eher stark - und die Wolken bauen sich zu riesigen Türmen auf. Blitze zucken durch die Nacht, zum Glück immer ein gutes Stück von uns entfernt. Ungemütlich ist es trotzdem. Hölzerne Fischerboote sind ohne Licht in den hohen Wellen unterwegs und der Regen lässt auch nicht lange auf sich warten. Aurel und Susann erfahren aus nächster Nähe, was die gefürchteten Squalls bedeuten... Sturmböen, die die Windstärke ganz plötzlich in die Höhe schnellen lassen. Nach drei Nächten sind wir froh, Inagua anzulaufen. Die Entschädigung für die unruhigen Nächte liegt nun direkt vor Rocinantes Bug: Das Meerwasser ist tatsächlich postkartenmässig türkis, wie wir es noch nie erlebt haben. Wunderschön!

 

An Land werden wir freundlich von George begrüsst, er wickelt mit uns das Einklarieren ab. Er ist in Matthew Town aufgewachsen, dem einzigen Dorf auf dieser grossen Insel, wo nur 900 Einwohnende leben. Das Dorfleben empfängt uns gastfreundlich, alle winken uns aus ihrem Auto zu. SIM-Karte gibt es keine, da die "Lady" vom Mobileshop gerade in den Ferien ist. Dafür kommt die "Akihi" nach, mit Finn und Achim steigen wir den nahen Leuchtturm hoch und bewundern die Umgebung für einmal nicht vom Meer aus, sondern von oben. Da wir sechs Tage am Stück ohne Landgang auf Roci verbracht haben, brauchen wir dringend Nahrung und Trinkwasser. Lio, Janosch und Nico dürfen auf der Akihi bleiben, Aurel und Susann rücken aus, um die Vorräte aufzustocken, Wäsche zu waschen und Ordnung in den Schiffsalltag zu bringen.

 

Die nächste Insel, die wir anlaufen, macht ihrem Namen alle Ehre: Lang ist der Weg, "Long Island" hinter sich zu lassen, sie zieht sich zwar schlank, aber kilometerlang dahin. Wir segeln tagelang an ihrer Küste entlang, dazwischen schnorcheln wir beim Ankern und setzen uns mit Achim und Finn zum Abendessen zusammen. Wir schätzen das Zusammensein sehr, die Jungs verstehen sich bestens und die Erwachsenen ebenso. Auch die "Hakuna Matata" stösst zeitweise zu unserer Freude hin und wieder zu uns. Gute Ankerplätze zu finden ist allerdings etwas komplizierter, als unser Umgang untereinander. Die Untiefen der Bahamas sind berüchtigt, ein paarmal kommen wir beim Navigieren ins Schwitzen. - Nicht nur von der strahlenden Sonne! Dafür sehen wir neben unzähligen Meeresschildkröten und Rochen zum ersten Mal Haie in freier Wildbahn. Beeindruckend!

 

Schliesslich erreichen wir nach Exuma Island die Stadt Nassau. Was für ein Kulturschock! Von den rund 400'000 Einwohnenden der Bahamas, die mehr als 700 Inseln umfasst, leben 250'000 in Nassau. Die kleine Insel New Providence ist fast ausschliesslich Stadtgebiet. Das erste Mal seit langer Zeit peilen wir einen Hafen an, das zweite Mal überhaupt, seit wir auf der westlichen Seite des Atlantiks angekommen sind. Für einmal sind die Motorboote um uns herum klar in der Überzahl und plötzlich sind wieder Hotelanlagen in Sicht. Es ist seltsam, sich nach der Zeit in der idyllischen Inselwelt wieder auf städtischem Gebiet zu bewegen. Viel Zeit, uns darüber Gedanken zu machen, bleibt jedoch nicht: Wir putzen Rocinante gründlich bis unter die Bodenbretter, bevor die Crew anreist, mit der Aurel Rocinante zu den Azoren überführen wird. Sein Vater Roman und sein Onkel Urs freuen sich, dieses Abenteuer in Angriff zu nehmen und die 3-4 Wochen nach Horta zu segeln. Susann, Lio, Janosch und Nico fliegen dorthin und nutzen den Zwischenstopp in New York, um eine ehemalige Schulfreundin und ihre Familie zu treffen. Die Zeit in den Azoren verbringen sie mit den beiden Grossmüttern und der Urgrossmutter. Zuerst freuen sich aber alle besonders über die Ankunft von Neni Roman. Die Überfahrt braucht alle Zeit der folgenden Tage: Einkäufe müssen gemacht und Wasser angeschleppt werden, es reicht nur noch für einen kleinen Abstecher ins Piratenmuseum. Dann heisst es, Abschied zu nehmen... Wir sehen uns auf den Azoren!