Einleben

Gestauchter Finger, blaue Flecken, Muskelkater überall, salzverkrustete Haare, schwitziger Sonnencremefilm auf der Haut: Die ersten acht Tage zusammen an Bord haben Spuren hinterlassen. Abwaschen für fünf Personen ohne Abwaschmaschine und möglichst kleinem Wasserverbrauch, nach dem WC Wasser pumpen und Toilettenpapier in Tüten entsorgen, nicht aneinander vorbeikommen, wenn schon jemand im Gang steht und abends richtig müde ins Bett fallen - oder vielmehr ins Bett kriechen, stehen ist in der Schlafkoje sehr begrenzt auf ungefähr einem Quadratmeter möglich. Das Leben auf einem Segelschiff ist beschwerlich, keine Frage. Unser Alltag dreht sich plötzlich um unmittelbare, praktische Dinge. Haben wir genug Wasser? Wo legen wir an, wenn wir mit dem Dinghi ins Dörfchen fahren? Wie lange muss die Leine sein, wenn die Ebbe einsetzt, damit wir damit nicht plötzlich festsitzen? Es gibt immer etwas zu tun, mental load in nautischer Form. Und dann gibt es immer wieder diese wunderbaren Momente; Stimmungen, die das Sonnenlicht auf die Weite dieser beeindruckenden Wassermasse des Atlantiks zaubert, neue Fertigkeiten, die wir ausprobieren können, Wege, die wir noch nie beschritten haben, Neues, das wir alle zusammen entdecken, unsere Kinder, die die ganze Zeit lachen, obwohl sie viel mehr mithelfen als zuhause. Es sind all diese Momente, in denen wir Erwachsene uns verschmitzt zunicken und das Gefühl geniessen, diese Reise nun tatsächlich nach all den Jahren "davon-reden" angetreten zu sein. Geführt hat sie uns unterdessen von Portimao nach Alvor, einem Küstenstädtchen mit weissen Häuschen, hübschen Gässchen und bunt bemalten Fischerbooten. Eine Tagesfahrt mit bezaubernder Morgenröte und Besuch von einem Delfin hat uns zur Ilha da Culata geführt, wo wir nun ein paar Nächte vor Anker liegen, im Atlantik schwimmen und die Gegend erkunden. (S.)