Bridgetown/Barbados - St.George/Grenada - Hog Island/Grenada

Kaum hält der Anker in der Bucht vor Bridgetown, hält uns selbst nichts mehr an Bord. Wir wollen uns die Füsse vertreten und die Muskeln strecken! Weihnachten überfällt uns beim Anlegen mit dem Dinghy ziemlich unvorbereitet, die Zeit ist in den 20 Tagen auf hoher See stehen geblieben. Im Gegensatz dazu erwartet uns hier viel Blingbling und Jingle Bells. Das städtische Leben überfordert uns einen Moment lang nach der Stille, die wir in den vergangenen Wochen kennengelernt haben. Menschen eilen an uns vorbei, Geschäfter sind überfüllt mit Plastikkränzen und allerlei Glitzerkram. Wir irren ein bisschen herum, finden ausser Fastfood nichts für das ersehnte Willkommensessen an Land und kapitulieren schliesslich. Mit knurrendem Aussenborder flitzen wir zurück zu Rocinante und lehnen uns zurück. Wir sind auf der anderen Seite des Atlantiks, das müssen wir erst einmal setzen lassen. Bridgetown kann auch noch eine Nacht warten.

 

Am nächsten Tag - nach so vielen Stunden liegend im Bett ohne Nachtwache - sind wir frisch und unternehmungslustig, um das Landleben wieder in Angriff zu nehmen. Wir freunden uns zwar auch im zweiten Anlauf nicht richtig mit dem Städtchen an, allerdings entdecken wir eine Bilderbuch - Karibik - Stelle mit weissem Strand und netten Leuten in der Bucht, in der wir täglich schwimmen. Der Stresspegel bleibt gleichzeitig hoch, wir wollen uns um alles gleichzeitig kümmern, was über die Wochen auf See angefallen ist, bis die Erwachsenen beide in eine kurze, melancholische Leere tauchen. Vielleicht ist die Atlantikpassage vergleichbar mit einer kräftezehrenden Wanderung auf einen hohen Berg. Man steht schliesslich auf dem Gipfel, verschwitzt und adrenalingeflutet und staunt über die überwältigende Aussicht, dreht ihr dann den Rücken und fragt sich: Und jetzt? Zum Glück schlägt die Psyche an unterschiedlichen Tagen zu, so dass wir uns gegenseitig das Gras auf dem Trampelpfad zurück zu unserer Weiterreise ebnen können. Nach ein paar Nächten mit erholsamem Schlaf ist der Spuk auch wieder vorbei und wir haben alles gefunden, was wir an Infrastruktur nach der Überfahrt suchen mussten. Wir kommen zur Ruhe und geniessen die Tage mit unseren grossen und kleinen Freund:innen der französischen Hakuna Matata und planen das gemeinsame Ablegen zum Nachtschlag nach Grenada.

 

Grenada - ein Traum von einer Insel; kaum an einer Boje vor St. George vertaut, fühlen wir uns schon wohl. Susann sieht am 24. Dezember einen Rochen aus dem Wasser springen und braucht danach kein Weihnachtsgeschenk mehr, für die Buben möchten wir dennoch ein bisschen feiern. Wir basteln Papiersterne zum Aufhängen, Janosch und Nico malen einen Christbaum zum Aufstellen. Es gibt ein Spiel und Süssigkeiten zum Auspacken und wir schmettern sogar drei Weihnachtslieder. Kurz: Es ist schön. Am 25. verbringen wir den Abend mit der Hakuna Matata - Familie, deren Schiffsnamen gut zu unserer Laune passt. Nach den Feiertagen erkunden wir den Regenwald, schwimmen ausgiebig in den Wasserfällen "Seven Sisters" im Grand Etang Nationalpark und sind überwältigt von all dem Grün, das uns umgibt.

 

In der Famlien-Flottilie segeln wir schliesslich in den Süden und finden einen schönen Liegeplatz neben der kleinen Insel Hog Island. Die Atmosphäre ist entspannt, die Umgebung wunderschön und während die fünf Kinder an aufgehängten Schaukeln und Seilen Tarzan spielen, bleiben die Eltern fröhlich in der improvisierten Rogers Bar sitzen, bis es wirklich stockdunkel ist und nur noch die Sterne leuchten.