Saint-Anne/Martinique - St. Pierre/Martinique

Nach aufregenden Tagen in St. Vincent machen wir uns auf nach Martinique. Wir segeln über Nacht, um den Anker bei Tageslicht in Saint-Anne setzen zu können. Der Wind bläst stärker als angekündigt, die Krängung ist trotz gerefftem Segel beträchtlich und entsprechend bewegt sausen wir durch die Nacht. Durchgeschüttelt erreichen wir das riesige Ankerfeld vor Saint-Anne, einem kleinen Dorf neben dem Städchen Le Marin. Was für eine Unmenge an Schiffen! Vor uns jedoch - wie geplant - das deutsche Schiff Zoé mit einer sechsköpfigen Familie, die wir in Portugal kennengelernt haben. Wir verbringen die Tage mit Schiffsarbeiten, Proviantierung und abendlichen Treffen mit unseren Freund:innen an Land. Im "Musée de l'esclavage" erfahren wir mehr über das dunkle Kapitel der Sklaverei in der Karibik. Erhellt wird unser Gemüt bei der Rückfahrt dadurch, dass Janosch und Susann glauben, Roger Federer habe in seinem Auto direkt unseren Weg gekreuzt. Ob er das wirklich gewesen ist? Es bleibt uns ein Rätsel.

 

Die Tage verstreichen, wir werden ein bisschen bequem: Alles ist so einfach hier, in diesem europäisch anmutenden Ort. Zehn Tage vergehen, ohne dass wir das wirklich realisieren, vielleicht brauchen wir alle eine Reisepause. Schliesslich kitzelt uns die Reiselust wieder, wir reissen uns von der netten Umgebung los und ziehen weiter nach St. Pierre, einem kleinen Städtchen im Norden der Insel. Das Leben wirkt wieder karibischer, die Umgebung bleibt vertraut: Die Familie der Hakuna Matata ist bereits vor Ort. Gemeinsam mit ihr erkunden wir den "Montagne Pelée", wobei der steile Aufstieg unsere Muskeln wieder einmal auf Zack bringt. Das Grün um uns herum ist beeindruckend, die Aussicht wird meist von einer dichten Nebelwand verschluckt. Verschluckt hat dieser Vulkan im Jahr 1902 auch die ehemalige Hauptstadt St.Pierre der französischen Insel, wie wir im Museum erfahren. Die zerschlagene Kirchenglocke ist nur eines der Zeugnisse der damaligen Tragödie, der etwa 30'000 Menschen zum Opfer fielen. Froh, dass wir den Abstieg vom glitschigen Krater heil überstehen, belohnen wir uns nach einer langen Wartezeit auf den Bus wieder einmal mit einem Glacé aus der Gelateria vor Ort, bei der - im Verhältnis zur jeweiligen Einwohnerzahl - die Warteschlange mit sechs Personen fast so lang ist wie in der "Gelateria Di Berna". ;)