Roseau/Dominica - Portsmouth/Dominica

Nach einer mehrstündigen Fahrt von St. Pierre in Martinique mit gutem Wind erwischen uns die Fallwinde vor der Küste von Dominica mit Wucht. Die letzte Stunde wird seglerisch anspruchsvoll, bis wir endlich vor dem Städtchen Roseau an einer Boje vertaut sind. Phu, was für ein Ritt! Keine Ausnahme im Channel zwischen den Inseln, wird uns später erklärt. Jetzt sind wir froh, angekommen zu sein und sind gespannt auf die neue Umgebung. Dominica ist mit rund 60'000 Einwohnenden ein gemütliches Eiland, die Ortschaften sind klein, die Strassen wenig befahren. Dafür leuchtet uns die Natur umso prachtvoller in kräftigen Grüntönen entgegen. Nicht selbstverständlich, vor kurzer Zeit sah hier auf der Insel alles anders aus. "Maria", ein Hurrikan der Stufe 5 (mehr als 252 km/h), preschte 2017 mit zerstörerischer Kraft über die Insel, noch heute sind Spuren in Form zerstörter Häuser und geköpften Bäumen sichtbar. Von Roseau selbst sehen wir allerdings nicht sehr viel: Nach dem Einklarieren trinken wir etwas in einer farbenfrohen Bar, dann kehren wir zurück zu Rocinante. Dort bleiben wir auch am nächsten Tag ungewollt, da der Aussenborder am Dinghy ein bisschen Pflege braucht, um wieder anzuspringen. Ärgerlich, aber nichts Neues, es braucht handwerkliches Geschick und Geduld, auf hoher See alles am Laufen zu halten. Aurel reinigt den Vergaser und nach einiger Zeit brummt der Motor wieder zuverlässig. Wir möchten am nächsten Tag trotzdem weiter, da wir in Portsmouth Bekannte aus Susann's früheren Jahren treffen: Matthias und Aleks sind hierher ausgewandert und leben auf einer Farm etwas ausserhalb der Zivilisation. Wir tuckern deshalb unter Motor etwas weiter nördlich zum kleineren der beiden Städtchen.

 

Bei unserer Ankunft werden wir direkt von Bonto empfangen. Während sein buntes Holzboot neben Rocinante auf dem Meer auf und ab schaukelt, fragt er uns fortan täglich nach unserem Befinden und unseren Bedürfnissen. Mit ihm rudern wir noch am Tag unserer Ankunft - wieder auf den Spuren von Jack Sparrow - den Indian River hoch. Ein unglaublich schönes Erlebnis, in dieser wunderschönen Umgebung so ruhig dahinzugleiten. Am Ende gönnen wir uns in der "Bush Bar" ein Bier für die Grossen und Saft für die Jüngeren. Zufrieden kommen wir in der Dunkelheit, frisch geduscht von einem kräftigen Regenguss, tropfend und triefend Zuhause an. Was für ein Erlebnis!

 

Am nächsten Tag holen uns Matthias und Aleks in Portsmouth ab und wir fahren über die Hügel zu ihrem versteckten, selbst gebauten Holzhaus. Eine Aussenküche, ein schmuckes Aussenbad und eine Terrasse, von der aus sich das umliegende Land von seiner schönsten Seite zeigt. Wir verbringen den ganzen Tag bei ihnen, geniessen das Wiedersehen und hören einmal mehr interessante Lebensgeschichten, die schliesslich aus der Schweiz hierher nach Dominica geführt haben. In der Dämmerung fährt uns Matthias zurück zum Dinghydock, wo wir einmal mehr ohne Taschenlampe durch die Dunkelheit möglichst zielsicher zu Rocinante zurücksteuern.

 

Das gepflegte Fort in der Bucht vor Portsmouth lockt am Tag darauf zu einer kleinen Wanderung im Regenwald.  A propos Regen: Kurze, heftige Niederschläge erleben wir hier fast stündlich. Immer wieder drängen wir uns unter das nächste kleine Vordach und warten ein paar Minuten ab, bis der Spuk auch schon wieder vorbei ist. Die Trampelpfade rund um das Fort sind abenteuerlich, so dass wir eine schöne Runde drehen, bevor wir wieder zurückkehren und bereits von Matthias und Aleks am Strand erwartet werden. Sie lassen den Tag bei uns an Deck ausklingen, bevor wir uns wieder auf unbestimmte Zeit verabschieden.

 

Sie kehren zurück zu ihrer Farm, wir hingegen suchen am nächsten Tag eine Fahrmöglichkeit, um die Syndicate Falls zu erreichen. Im Städtchen werden wir fündig, im Taxibus kurven wir untermalt von lauter Musik die Strasse hinauf. Wir wandern durch Matsch und durchqueren Bäche, bevor wir genüsslich bibbernd im kalten Wasserfall-Becken schwimmen. Sauber gewaschen heben wir den Anker und wenden den Bug gegen Norden, hin zum nächsten Ziel: Guadeloupe.