Spanish Harbour/Virgin Gorda - South Bay/Salt Island - White Bay/Peter Island - Treasure Point/Norman Island - Cane Garden Bay/Tortula - Jost van Dyke

Gegen Abend lösen wir den Anker in St. Martin und nehmen Kurs Richtung "Virgin Gorda", der Insel der British Virgin Islands, auf der wir einklarieren wollen. Bald zeigt sich der Mond, der das Meer in dieser Nacht zuverlässig beleuchtet. Licht, das die Nachtwache, bei der sich Aurel und Susann im Dreistundentakt abwechseln, vereinfacht. Der Morgen bricht an und wir möchten eigentlich auf der Nordseite der Insel einklarieren, erfahren jedoch per Funk von der "Hakuna Matata", die vor uns losgezogen ist, dass das an diesem Ort nicht mehr möglich ist: Ein Hurrikan hat die entsprechenden Gebäude zerstört. Wir ziehen kurzerhand weiter um die Insel herum und landen schliesslich in Spanish Harbour, wo wir die Formalitäten abwickeln können. Hier ist dieser Prozess wieder ein bisschen aufwändiger, alles wird eingehend geprüft und braucht entsprechend Zeit.

 

Unser nächster Punkt auf der to-do-Liste ist das Besorgen einer neuen SIM-Karte, um wieder erreichbar zu sein. Die Distanz zum Shop ist etwas weiter, Bargeld fehlt uns auch und wir sind von der Nacht unterwegs noch ein bisschen müde. Einstimmig entscheiden wir uns für ein lustiges Taxi mit offener Sitzbank, der nette Taxifahrer verspricht uns einen Halt beim Bankomaten. So rumpeln wir über die Strasse dorthin, wo wir uns ein bisschen Bares erhoffen. Der Automat möchte uns aber nichts ausspucken, er denkt, wir nutzen den falschen Code. Weiter geht es zum nächsten Automaten. Dieser zögert nicht lange und saugt - schwupps - die Kreditkarte ein. So stehen wir vor dem Taxi, das wir nicht bezahlen können und lächeln verlegen. Die zugehörige Bankfiliale liegt auf einer anderen Insel, unsere zweite Karte funktioniert hier nicht, niemand rundherum hat eine Ahnung, wann der Automat geleert wird und in der Bankfiliale nimmt niemand den Anruf entgegen. Der Taxifahrer nimmt es gelassen, rumpelt weiter mit uns über die Strasse auf der Suche nach jemandem, der uns helfen kann. Auf dem Weg holen wir noch Schulkinder und Lehrpersonen aus der kleinen Schule ab und bringen sie nach Hause. Zurück beim Dinghy, treffen wir auf Guillaume und Melany mit Jules und Mathéo der "Hakuna Matata", die uns Geld für die SIM-Karte und Taxi leihen. So können wir unsere Schulden begleichen und sind wieder vernetzt, Wasser und Nahrungsmittel haben wir zum Glück in Saint Martin in grossen Mengen gekauft. - Im Wissen, das das bis Nassau nirgends mehr so einfach sein wird.

 

Am nächsten Tag lockt "The Baths", eine Formation mit riesigen Steinblöcken, durch die man sich schlängeln kann. Ein Spektakel, das sich lohnt. Wir verbringen den Tag mit "Hakuna Matata" und planen zusammen die Weiterfahrt. Diese führt am nächsten Tag zur Insel "Salt Island", bei der wir bei einem riesigen Wrack schnorcheln. Hier hat sich 1867 eine Tragödie zugetragen, als der Zweimastige Dampfer "RMS Rhone" von einem heftigen Hurrikan zum Sinken gebracht wurde. Das etwa 100 Meter lange Schiff ist noch richtig gut sichtbar, umso seltsamer, nun mit Flossen, Taucherbrille und Schnorchel darüber zu zirkeln und sich vorzustellen, was für ein Horrorszenario sich hier abgespielt haben muss. Die Insel liegt im Gegensatz dazu ganz ruhig und gelassen dahinter, sie ist nicht mehr bewohnt. Noch immer wird hier wenig Salz abgebaut, der Salzsee erinnert durch die sich bildenden Salzbrocken an Schnee und Eis. Wir zittern jedoch nicht, sondern schwitzen und beschliessen, die Nacht bei der "White Bay" eine Insel weiter bei der "Peter Island" zu verbringen.

 

Bei "Norman Island" legen wir wiederum mit "Hakuna Matata" einen Schnorchelstopp beim "Treasure Point" ein, Nico mag schon nicht mehr mitkommen und bleibt mit Susann auf Rocinante. Wir spüren schon ein bisschen, dass unser Takt zu hoch ist, zuviel gleichzeitig mit Arbeit, Schule und Schiff erledigt werden sollte, um diesen Puls zu halten. Für die Übernachtung ist der Ort jedoch nicht geeignet, wir müssen wieder weiter. Wir entscheiden uns geschlossen für die "Cane Garden Bay" auf der Nordseite der Hauptinsel "Tortola". Die Erwachsenen keifen sich schon beim Hinsegeln an, die Jungen knurren, das Ankern wird mühsam: Zu viel, zu schnell, zu unruhig; wir brauchen eine Pause. Aurel und Susann genehmigen sich einen Drink am Strand, im Hintergrund amerikanische Folksongs, während Lio, Janosch und Nico in der untergehenden Sonne im Meer plantschen. Wir atmen durch, kommen an und ein bisschen zur Ruhe.

 

Am nächsten Tag lassen wir "Hakuna Matata" ziehen, erledigen ein paar Dinge, sehen uns um und waschen unsere Kleider in der Laundry,  finden zurück in den Reiserhythmus, der für uns fünf kompatibel ist. Schliesslich machen wir uns auf zur kleinen Insel "Jost van Dyke", wo wir uns an der "White Beach" eine Boje schnappen. - Der Platz ist zwischen den Riffs und dem Land viel zu eng, um zu ankern, da wahnsinnig viele Charterboote unterwegs sind. Wir geniessen die schöne Umgebung und freuen uns auf ein wichtiges anstehendes Fest: Janosch wird 9! Eine Bucht weiter in der "Great Harbour", wo auch das Ausklarieren - also das Abmelden von den British Virgin Islands - möglich ist, treffen wir uns mit "Hakuna Matata", um gebührend zu feiern. Zusammen essen wir den Kuchen, der durch die Krängung beim Backen eine richtiger Schiffskuchen geworden ist. :)

 

Doch nun wie weiter? Vier Nächte durchsegeln und die Turks anpeilen? Fünf Tage bis zur südlichsten Bahamas-Insel Inagua? Puerto Rico schliessen wir aus, weil wir bei einer Einreise per Schiff für die amerikanische Insel fünf teure und zeitaufwändige Visa bräuchten. Schliesslich fällt die Entscheidung für eine Reise von zwei Nächten nach Samana im Osten der Dominikanischen Republik, wo wir einen Stopp einlegen wollen. Ausserdem liegt dort die Schweizer "Akihi", auf der Achim und sein Sohn Finn drei Wochen zusammen segeln und mit denen wir seit dem Kennenlernen in La Gomera Kontakt halten. In der Flottilie mit "Hakuna Matata" geht es los, auf zu einer neuen, südamerikanisch gefärbten Gegend.