Faial - Pico - Sao Jorge - Sao Miguel

Die Azoren, die Inselgruppe zwischen Nordamerika und Europa, hält uns eine Weile davon ab, weiterzureisen. Die Gründe sind so vielfältig, wie unser Unserwegssein bis jetzt schon gewesen ist. Wir alle sind etwas gesättigt an Erlebnissen und Eindrücken, so dass unsere Unternehmungslust zwar noch vorhanden ist, aber nicht mehr so nach Entdeckungstouren drängt, wie noch vor ein paar Monaten. Wir geniessen es, keine Eile zu haben, nehmen uns mehr Zeit für Schule und Arbeit, bleiben länger im jeweiligen Hafen. Die Umgebung ist überall wunderschön, ob bei einer längeren Tour oder auch direkt in Gehdistanz. Die Klippen, die scharf ins Meer abfallen, die leuchtgrün geschwungenen Hügelkuppen, die unzähligen Farben der Blumen und nicht zuletzt die gesellige Freundlichkeit, die uns hier umgibt, laden überall zum Bleiben ein. Ausserdem sind die zwei französischen Familien vor Ort, mit denen wir schon das ganze Jahr immer wieder fröhliche Stunden verbracht haben: Die Crew der Hakuna Matata und der Livante. Der Gedanke, dass dies der letze Stopp unserer gemeinsamen Reisezeit ist, bevor sich unsere Wege trennen, wird an jedem lustigen Abend weit weg geschoben. Immer wieder verabschieden wir uns, um uns dann am nächsten Hafen doch wieder zu treffen. Und wieder gemeinsame Zeit zu verbringen.

 

Nach Horta auf der Insel Faial - wo Nico seinen 7. Geburtstag mit vielen Gästen gefeiert hat - , erkunden wir die Insel Pico, dann segeln wir an einem Tag mit perfekten Segelbedingungen weiter nach Velas auf der Insel Sao George. Unser Liegeplatz ist noch friedlicher als in Horta, der Hafenwart José ein aufmerksamer Gastgeber. Leider beschert uns ein Tankproblem Diesel in der Bilge, was uns einige zusätzliche Putzstunden beschert. Dafür werden wir mit Musik belohnt: Auf einem Schiff neben uns findet ein Klavierkonzert statt, Pianocéan, eine französische Musikerin, hat sich tatsächlich ein im Bug versenkbares Piano auf das Segelschiff bauen lassen und spielt an verschiedensten europäischen Häfen Konzerte. Glück für uns, wir nutzen unsere VIP-Plätze und freuen uns, auch hier nach einem kleinen, mehrtägigen Festival in Horta nochmals einen kulturellen Anlass geniessen zu können. Weiter geht die Fahrt über Nacht nach Sao Miguel, wo wir am Hauptort der Azoren, Ponta Delgada, anlegen. Hier wohnen etwa 70'000 der insgesamt 240'000 Einwohner:innen der Inselgruppe. - Gefühlt also wieder einmal Grossstadt für uns. Wir besorgen Nahrungsmittel und schleppen Wasser an, da wir uns langsam, aber sicher darauf einstellen, die nächste grössere Passage zum Festland in Angriff zu nehmen.

 

Eigentlich möchten wir noch die südlichste Insel, Santa Maria, besuchen, wo wir sogar eine Führung von Ronald bekommen hätten... Leider sind alle Hafenplätze besetzt, so dass wir verzichten müssen. Denn: Ein gutes Wetterfenster zeigt sich! Nutzen wir es nicht, müssten wir laut Wetterdaten mehr als eine Woche abwarten, da sich danach eine Flaute ausbreitet. Ausserdem scheinen die Orcas, die vor der portugiesischen Küste manche Schiffe in Bedrängnis bringen, ihre Reise gegen Norden, dem Thunfisch folgend, anzutreten. Auch aus dieser Sicht also zumindest oranges Licht für uns... Den Abschied von unseren Freund:innen ist traurig, aber wir wissen uns zu helfen: Der TGV nach Paris im Oktober ist so gut wie gebucht.